Tannenspitzen-Likör



Dieses Rezept passt eigentlich gar nicht so richtig in den Frühling, denn bei Tannenspitzen muss man doch unwillkürlich an kalte Winterabende, prasselnde Kaminfeuer und Weihnachten denken. Eigentlich ist es kein schlechter Gedanke, aber jetzt, wo die Wärme langsam Einzug hält, die Tage hell und lang sind und gerade alles so wunderhübsch grün wird und blüht, scheint ein solcher Winter noch sehr weit weg zu sein.

Die frischen grünen Tannenspitzen müssen allerdings bis Ende Mai gesammelt worden sein und deshalb passt das Rezept auch wunderbar in diese Jahreszeit. Außergewöhnliche Rezepte üben auf mich immer eine gewisse Faszination aus. Außergewöhnlich kann etwas sein, wenn Zutaten zweckentfremdet oder ungewohnt miteinander kombiniert werden. Außergewöhnlich finde ich aber auch Rezepte, deren Zutaten man nicht unbedingt in der Küche erwarten würde. Ganz besonders toll finde ich dabei Dinge, die direkt vor der eigenen Tür wachsen und normalerweise kaum Beachtung finden. Als ich also las, dass man aus Tannenspitzen Likör herstellen kann, war ich sofort Feuer und Flamme. Natürlich fallen mir solche Rezepte immer genau dann in die Hände, wenn man die Zutaten gerade nicht sammeln kann. Und manchmal passiert es, dass ich das Rezept dann sogar vergessen habe, wenn endlich die Zeit dafür wäre, die Zutaten zu besorgen.

Dieses Jahr habe ich es aber geschafft und noch rechtzeitig eine große Schüssel Tannenspitzen gesammelt. Beim Sammeln solltet ihr beachten, dass ihr wirklich nur die hellen grünen neuen Triebe der Tanne abpflückt. Ihr könnt eine Schere zur Hilfe nehmen, aber eigentlich lassen sich die zarten Spitzen einfach mit der Hand abpflücken. Ich habe Glück, dass auf unserem Hinterhof mehrere Tannen wachsen, an denen ich mich bedienen kann. Habt ihr keine Tanne, die ihr euer Eigen nennen könnt, solltet ihr vorsichtig dabei sein, einfach im Wald die Spitzen einzusammeln, denn im schlimmsten Fall kann dies zu einer Strafe führen. Fragt also am besten den Förster oder Waldbesitzer um Erlaubnis.

Sammelt am besten eher die Triebe an den unteren Tannenzweigen, jedoch besonders im Wald nicht so weit unten, als dass ein Tier wie ein Fuchs oder ähnliches dagegen gepinkelt haben könnte. Achtet auch darauf, dass ihr einem Zweig nicht zu viele der neuen Triebe wegnehmt, sodass der Baum möglichst wenig geschädigt wird. Erblickt ihr an der Rinde noch etwas Harz, dann sammelt es auch gern ein. Ein paar Tropfen davon können mit in den Likör gegeben werden, damit dieser aromatischer wird.

Statt weißem Kandis könnt ihr natürlich auch genauso gut braunen verwenden, dann wird der Likör etwas dunkler. Mögt ihr keinen Wodka, könnt ihr auch Korn oder Gin benutzen. Ich persönlich finde Wodka immer am neutralsten und verwende ihn daher gern für solche Ansätze.


ZUTATEN:
ca. 100 g frische Tannenspitzen
150 g weißer Kandis
700 ml Wodka
evtl. ein paar Tropfen Tannenharz


ZUBEREITUNG:
Etwa 100 g frische Tannenspitzen sammeln. Das sind etwa 3-4 Handvoll, die man für den Likör benötigt. Die Tannenspitzen in eine Schüssel geben und an einem dunklen Ort ein wenig stehen lassen, sodass mögliche Tierchen, die sich in den Spitzen verstecken, noch das Weite suchen können oder vielleicht sogar von euch gerettet werden. Ich persönlich würde die Tannenspitzen nicht abwaschen, wenn ich weiß, woher sie kommen. Mir macht es aber auch nichts aus, wenn dort noch Teilchen dran sind, die dort nicht hingehören, da der ganze Likör später noch einmal gefiltert wird. Seid ihr unsicher, könnt ihr die Spitzen auch möglichst schonend und mit kaltem Wasser abwaschen.

Für die Zubereitung eignet sich am besten ein Glasgefäß, das etwa einen Liter fassen kann. Hilfreich kann es sein, wenn der Flaschenhals etwas breiter ist, sodass der Zucker und die Tannenspitzen leicht hinein gehen (und später vielleicht auch wieder heraus).

Die Tannenspitzen, den Kandis und zum Schluss den Wodka in ein Gefäß geben, fest verschließen und etwa 6-8 Wochen auf der Fensterbank durchziehen lassen. Die Flasche am besten jeden Tag einmal durchschütteln. Damit der Likör noch aromatischer schmeckt, könnt ihr auch etwas frisches Baumharz (etwa 1-2 Tropfen) von einer Tanne mit in die Flasche geben. Dies ist aber kein Muss.

Dann den Likör durch einen feinen Filter geben. Dazu eignet sich z.B. ein Kaffeefilter, ein Mulltuch oder auch ein herkömmliches sauberes Geschirrhandtuch. Den Likör wieder in eine beliebige Flasche füllen und noch einmal mindestens 3 Monate stehen lassen. Je länger der Likör reifen kann, desto aromatischer schmeckt er.

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